Zitat:Wir Politologen neigen manchmal dazu, den Bürgern zu wenig zuzutrauen.
Ich denke aber, dass es ihnen meist an Zeit und Informationen fehlt. Wir waren verblüfft, auf welchem Niveau normale Bürgerinnen und Bürger ohne spezifischen Bildungshintergrund argumentierten und Diskussionen anstiessen. Man sollte die Bürger definitiv nicht unterschätzen.
[...]
Deliberation bedingt seitens der Teilnehmer viel Zeit und Motivation. Aber Bürgerinnen und Bürger haben kaum die Zeit, komplexe Themen [...] in Angriff zu nehmen. Es gibt also Grenzen, wo man sich fragen kann, wer deliberieren soll.
Es gibt aber ein Gegenbeispiel aus Kanada: In der Provinz British Columbia hatte eine zufällig ausgewählte Bürgergruppe über die Einführung eines neuen Wahlrechts diskutiert und sogar einen eigenen Vorschlag präsentiert. Die Teilnehmer haben nicht Parteimeinungen vertreten, sondern gingen von der Frage aus, was gut für die Allgemeinheit sei. Ihr Vorschlag wurde nur hauchdünn abgelehnt, nachdem die Parteien, denen der Deliberations-Gegenentwurf nicht gepasst hatte, sehr effektiv für ihre Vorlage gekämpft hatten.
Wenn aus Bürgern Experten werden sollen, braucht es Zeit und Expertise. Wenn aber die Stimmbürger mehr Zeit hätten und sich diese auch nehmen würden, kämen sie vermutlich auch [...] zu sehr guten Ergebnissen.