"Demokratie ist auch Fremd-Bestimmung"
über das Experiment "Ich, die Mehrheit" von SRF-Kultur und der Bloggerin Pony M. alias Yonni Meyer.
Zitat:
Im Leben vor «Ich, die Mehrheit» habe ich viele eigene Entscheidungen nie reflektiert. Das hat sich jetzt geändert.
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Trotzdem werde ich oft gefragt: Wie kannst Du bei solch persönlichen Dingen die Mehrheit entscheiden lassen? In dem Moment fangen die Leute an, über das Ganze nachzudenken. So war es auch bei der Entscheidung, ob ich mich auf Zystische Fibrose testen lassen soll oder nicht. Das hat die Leute teilweise schockiert. Aber genau das ist es, was den Diskurs anregt. Das ist das eigentliche Ziel von «Ich, die Mehrheit»: Durch diskursive Beteiligung wird man politisch.
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Viele kommen auf mich zu und sagen: Hey, das ist doch nicht demokratisch, wenn du dich fremdbestimmen lässt. Aber: Demokratie ist auch Fremdbestimmung. Fremdbestimmung mit dem Ziel eines konstruktiven Miteinanders und der Findung eines Konsens. Wenn ich bei einer Abstimmung nein sage, das Resultat aber ein ja wird, dann werde ich infolge fremdbestimmt: Denn die Umsetzung des in der Abstimmung getroffenen Entscheides trifft auch mich. Die Mehrheit hat entschieden. Wenn mir nun bei «Ich, die Mehrheit» ein Abstimmungsresultat gegen den Strich geht – wie bei dem DNA-Test zur Zystischen Fibrose – dann muss ich mich in einem demokratischen System dieser Entscheidung fügen. Ich selber hatte ja auch meine Stimme – entschieden hat aber schlussendlich die Mehrheit. Dann muss ich tun, was abgestimmt wurde und fertig.
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Dass wir in der Schweiz eine direkte Demokratie haben, ist sehr wertvoll. Und wenn «Ich, die Mehrheit» den Leuten dieses Gut wieder näher bringt, dann bin ich noch so gerne das Maskottchen dieser Grundgedanken.